Etappe 6 (Camino de la Costa, del Norte, Küstenweg) Irun – Santiago de Compostela – Mit dem Mountainbike auf dem Jakobsweg

Mai 2016, Irun – Santiago de Compostela. Das Finale.

850 Km in 14 Tagen auf dem Küstenweg mit dem Mountainbike, auch Camino del Norte oder Camino de la Costa genannt. Noch mehr Kilometer und Höhenmeter als letztes Jahr. Wir wissen dass es eigentlich zu viele Höhenmeter und Kilometer für zwei Wochen sind, aber die Anreise mit den Bikes ist inzwischen so aufwendig, dass wir es diesmal durchziehen wollen, auch wenn wir bei der einen oder anderen Etappe beißen müssen. Andererseits freuen wir uns auf das Finale, und erwarten ein landschaftlich-, kulturhistorisches und sportliches Highlight.

Gut dass man nicht alles vorher weiß…..

Karte von (c) 4UMaps.com

Die Rahmenbedingungen

850 Km, 17000 Hm und mit An- und Abreise maximal 15 Tage Zeit, das macht höchstens 12 Fahrtage, wenn man einen Pausentag einrechnet. An- und Abreise mit dem Auto aus Deutschland kann man vergessen, denn von Santiago wieder nach zurück nach Irun mit dem Zug und den Bikes dauert zu lange. Also bleibt nur Flug oder Zug. Am Ende wird es eine Kombination aus beidem:

Rückflug Samstags von Santiago nach Zürich mit der Swiss (Sonntags findet sich leider nichts bezahlbares in die Richtung), Weiterfahrt mit dem Zug nach Süddeutschland. Die Bikes müssen dafür in Santiago in Bikekartons, das geht, dazu später mehr.

Die Anreise ist Samstags von Straßburg mit dem Zug geplant. Im Winterfahrplan findet sich ein TGV der Fahrräder mitnimmt und bis Bordeaux durch fährt. Danach einmal Umsteigen und man ist in Hendaye an der französisch/spanischen Grenze und radelt die 3Km nach Irun. Ein Pausentag wird in Gijon eingeplant, die Etappen zerlegt, die Hotels/Pensionen gebucht, nur der Zug lässt sich im März noch nicht buchen. Ende April wird es dann Zeit das Zugticket zu buchen, aber die Zugverbindung gibt es nicht mehr!

Hinfliegen ist keine Option, das ist mehr als doppelt so teuer und durch das nötige Umsteigen am Ende auch nicht schneller. Es findet sich nur noch ein Zug mit 90 Minuten Umsteigezeit in Paris, der aber keine Fahrräder mit nimmt. Eine weitere Recherche ergibt aber, dass Fahrräder nicht erlaubt sind, aber als Reisegepäck dann doch gehen. Die Bikes müssen also so zerlegt werden dass die Reisegepäck sind, sich in Paris aber wieder schnell zusammenbauen lassen für die Radtour nach Paris Gare Montparnasse. Dort wieder zerlegen und weiter in den nächsten Zug. Alles sehr umständlich. Wir zahlen 380€ für 2 Personen und das Ticket ist nicht umbuchbar und funktioniert nur in dem Zug auf der Verbindung an dem Tag.

Ich interpretiere das Thema Fahrrad als Reisegepäck so, dass das Vorderrad ausgebaut wird, der Lenker gedreht und fixiert wird, Pedale abgebaut werden, und das Vorderrad wieder am Rahmen fixiert wird. Das Ganze kann man hinter sich herziehen, das Hinterrad dreht sich frei. Alles mit Luftpolsterfolie umwickelt und fertig:

fahrrad reisegepaeck ice jakobsweg mountainbike

Fahrrad als Reisegepäck im ICE (unerwünscht, führt zu Ärger)

Sozusagen ein sehr schmaler, leichter Reisekoffer mit eigenem Rad und viel Luft dazwischen. Wiegt nur 13Kg…

Die Anreise, ein Drama

Start gemütlich am Hauptbahnhof um 9.00 Uhr in einem Interregio nach Kaiserslautern und dort Umsteigen in den ICE nach Paris Gare de l’Est. In Kaiserslautern kommt der ICE nicht am angekündigten Gleis an, wir müssen kurz vor Ankunft des ICE’s noch das Gleis wechseln.

Kaum sind wir in unserem Wagon kommt die Schaffnerin und fordert uns auf wieder auszusteigen, da Fahrräder nicht mitgenommen werden im ICE. Ich erkläre ihr dass es sich nicht um Fahrräder handelt sondern um Reisegepäck, das sogar weniger Platz wegnimmt als ein entsprechender Bikekarton der ja wieder erlaubt wäre. Sie lässt sich nicht erweichen. Ich weigere mich aus zusteigen, denn dann platzt die ganze Reise und alle Buchungen. Der ICE steht und wartet, und sie holt den Zugchef, einen großen, kräftigen Kerl. Ich erkläre ihm die Lage, und dass ich mich nur unter Gewaltanwendung aus dem Zug entfernen lasse (ich halte mich demonstrativ an einer Haltestange fest…). Inzwischen hat der Zug schon 7 Minuten Verspätung. Er erwägt den Anruf bei der Bahnhofspolizei oder dem Grenzschutz. Die bekommen mich sicher von der Haltestange gelöst, aber das dauert und die Verspätung wird größer. Als Kompromiss schlage ich vor das Hinterrad auch noch auszubauen so dass das Paket noch kleiner wird. Er stimmt zu und bringt ein paar Mülltüten mit der wir die Konstruktion verhüllen müssen. Sobald man nicht mehr erkennen kann dass es ein Fahrrad ist, ist es plötzlich Reisegepäck….

Das sieht dann so aus, leider verwackelt, da bei 250 Km/h aufgenommen:

fahrrad reisegepaeck ice

Fahrrad als Reisegepäck im ICE (geduldet)

Alle Passagiere und ein nicht im Dienst befindlicher Zugführer der Bahn fragen sich schon bei der oberen Lösung was das Problem ist und sind auf unserer Seite. Nach einer Weile kommt ein französischer Zugführer vorbei der von dem Drama gehört hat und fragt wo es denn danach hingehen soll. Er meint in unserem gebuchten TGV sei das so auch nicht erlaubt.

Wir beschließen in Paris in einem Supermarkt noch Mülltüten zu kaufen und die Bikes noch zu verhüllen, jetzt kommt Stress auf.

Mit wenigen Minuten Verspätung kommen wir in Paris Ost an, bauen die Bikes auf (Luftfolie bleibt dran und schleift halt ein wenig) und radeln die 9Km auf der zum Glück vorbereiteten Route zum Bahnhof Montparnasse immer auf der Suche nach einem offenen Supermarkt. Beim Aufbau schneidet sich Annette noch in den linken Zeigefinger der stark blutet, und wir kommen in dem Stress nicht an die Pflaster…. Die Fahrt dauert durch den Verkehr und die Ampeln viel länger als geplant. Kurz vor dem Bahnhof können wir noch Mülltüten kaufen, und 15 Minuten vor Abfahrt stehen wir vor dem Bahnhof. Der hat mehrere Ebenen und bis wir am Kopf des Zuges sind sind es nur noch 10 Minuten und die Bikes müssen noch zerlegt und verpackt werden. Das muss jetzt ganz schnell gehen, das Hinterrad bleibt drin, die Pedale dran und das Vorderrad wird nur mit Klebeband notdürftig fixiert und die Tüten drüber. 5 Minuten vor Abfahrt sind wir soweit, aber nächster Fehler: Es sind 2 zusammengekoppelte TGV’s und unser Wagon ist am ENDE des 2. Also den ganzen Mist und unsere Rucksäcke 400m weit den ganzen Zug entlang schleppen. Wir sind platt und völlig am Ende und schaffen es gerade so.

Der Zug ist überbucht und wegen der Bikes müssen wir beim Ausgang bleiben und können nicht auf unsere Plätze. Hier hat es wenigstens Notsitze. Der Schaffner rammt sich gleich nach der Abfahrt das Schienbein und die neue Hose in mein Syntace Flatpedal mit Stahlpins das unter der Folie nicht zu sehen ist. Zum Ausgleich will er dafür keine Fahrscheine sehen und stört sich überhaupt nicht an den Bikes:

Fahrrad als Reisegepäck im TGV (kein Problem) jakobsweg mountainbike

Fahrrad als Reisegepäck im TGV (kein Problem)

Bis Bordeaux sind es nur 3 Stunden, aber für die restlichen 150Km braucht der Zug nochmal 3 Stunden. Kurz vor dem Ziel bauen wir die Bikes im Zug wieder zusammen, da fast alle Passagiere schon ausgestiegen sind. Draußen fängt es jetzt noch an zu regnen. Die Teammotivation erreicht ihren absoluten Höhepunkt. So gegen 21 Uhr sind wir in Hendaye und radeln über die spanische Grenze nach Irun ins Hotel. Das Abendessen fällt aus, wir brauchen nichts mehr, was für ein Akt!

Tag 1 Irun – Zumaia. Um 7 Uhr weckt uns starker Landregen. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist eigentlich gut, heute soll es gegen 10 Uhr aufklaren. Wir lassen uns am Frühstücksbuffet Zeit und füllen die fehlenden Kalorien vom Vortag auf. Beim Frühstück erzählt ein Pilger von seiner Tour von Porto nach Santiago, er hatte 2 Wochen Regen…

Mit voller Regenmontur geht es los nach Hondarribia, das liegt nicht genau auf dem Pilgerpfad, ist aber den kleinen Umweg wert. Eine tolle Altstadt umgeben von einer Stadtmauer mit Blick auf den Atlantik.

Hondarribia old town jakobsweg mountainbike

Hondarribia Altstadt

Danach geht es steil bergauf auf einen Höhenrücken Richtung Westen. Rechts das Meer, die Sonne kommt raus, wir entspannen ein wenig. Gleich der erste Tag ist landschaftlich ein Höhepunkt. Vor San Sebastian lieg die Bucht von Pasai die man mit der Fähre überqueren muss. Hier habe ich noch ein weiteres Highlight entdeckt das abseits des Weges liegt, ein Singletrail auf einem Höhenrücken, rechts der Atlantik:

Camino del norte mtb atlantic trail jakobsweg mountainbike

Singletrail am Atlantik

Dieser Abschnitt sah auf Googleearth super aus und die Bilder versprachen Fahrspaß, das stimmt auch am Anfang, später gab es dann aber Kletterseile in der Wand und enge Felsspalten. In der hinteren Hälfte unfahrbar aber tolle Landschaft. Auf dem Originalweg wären wir in 15 Minuten am Hafen gewesen, so brauchen wir 2 1/2 Stunden. Erst 12 Km geschafft und schon 13:30 Uhr!

Camino del norte mtb Pasai bay jakobsweg mountainbike

Bucht von Pasai

Camino del norte mtb Pasai habor jakobsweg mountainbike

Pasai Hafen

 Wieder steil nach oben auf den letzten Höhenzug vor San Sebastian. Auch hier gibt es ein paar schöne Trails. Aus Zeitgründen kürzen wir bei der Abfahrt nach San Sebastian auf der Straße etwas ab.

San Sebastian liegt in einer tollen Bucht mit einer kleinen Insel in der Mitte, bei Sonnenschein kommt hier fast Karibikfeeling auf. Wieder hoch auf den Höhenrücken und in der Folge Trails und Wirtschaftswege. Noch ein paar mal runter ans Meer und wieder hoch, und noch ein Stück Küstenstraße und nochmal hoch.

Camino del norte mtb zumaia jakobsweg mountainbike

Zumaia, die letzte Abfahrt

Annette ist auf dem Zahnfleisch : 19:20 Uhr, 2000 Hm und 63 Km.

Die Unterkunft liegt ein wenig abseits, wir lassen uns Pizza kommen und fallen ins Bett.

Tag 2  Zumaia – Gernika-Lumo

Es erwartet uns ein weiterer anspruchsvoller Tag, der Jakobsweg verlässt die Küste bis Bilbao und dreht ein paar Schleifen durchs Hinterland. Zumaia ist ganz nett an einer Flußmündung gelegen. Wir kaufen beim Bäcker noch ein paar süße Teilchen und dann gehts : Steil nach oben.

Nach Deva hinunter geht es mit glühenden Bremsscheiben, einkaufen und dann auf der anderen Flußseite wieder steil nach oben. Alles ist matschig von den Regenfällen der letzten Tage, die Uphills sind nur schwer fahrbar.

Die Landschaft hier ist eine Mischung aus der Schweiz gekreuzt mit dem Schwarzwald. Bewaldete Hügel mit Bauernhöfen, Kühen auf der Weide. Wenn ein wenig Eukalyptuswald oder Bambus zur Hand ist kann man das noch einstreuen, fertig.

Camino del norte mtb landscape jakobsweg mountainbike

Landschaft

Um halb 3 sind wir endlich wieder auf 500m Höhe angekommen, ab jetzt geht es mehr oder weniger abwärts. Der Singletrail hinunter nach Markina-Xemein ist zu Anfang nur nass und steil, später wird er noch schlammig und so rutschig dass wir zu Fuß ohne Bikes noch fast gestürzt wären. Frustrierend dass man die Downhills nicht fahren kann. Unten angekommen ist es schon 16:30 Uhr und wir müssen noch 25Km weiter! Die Bikes werden an einem Brunnen notdürftig gewaschen, dann geht es auf der Straße parallel zum Jakobsweg über einen weiteren Pass nach Gernika-Lumo.

Ankunft mit Abkürzung des hinteren Drittels 18:30 Uhr 2100 Hm und 64 Km

Das Hotel ist mitten in der Innenstadt, sehr einfach aber sauber. Der Checkin ist auf der anderen Straßenseite in einer Münzwäscherei. Sehr praktisch, da alles voller Schlamm ist tragen wir die Bikeklamotten nach dem duschen einfach über die Straße und noch vor dem Abendessen ist alles sauber und trocken. Die Bikes übernachten vor dem Zimmer auf einem Balkon im 3. Stock.

Tag 3  Gernika-Lumo – Muskiz, The Chickenday with Chickenways

Nach 4000 Höhenmetern in 2 Tagen ist Annette völlig platt. Mein Job ist es heute sie mit möglichst wenig Höhenmetern möglichst früh nach Muskiz ins nächste Hotel zu bringen, damit sie eine möglichst lange Ruhepause bekommt = Chickenways. Das gelingt unter Umfahrung des ersten Anstiegs auf einer kleinen Straße. Oben auf dem Pass treffen wir auf den Jakobsweg dem wir ein Stück folgen. Um Zeit zu gewinnen fahren wir auf der Straße ins Tal und sind zum 2. Frühstück in Larrabetzu.

Camino del norte mtb Larrabetzu jakobsweg mountainbike

Larrabetzu Stadtkern

Um Nach Bilbao zu kommen müssen wir nochmal über einen Hügel, ich optimiere das nochmal ein wenig, zum Fahren ist es aber z.T. trotzdem zu steil. Von oben kann man nun Bilbao sehen, das ist aber sehr enttäuschend, alles Neubauten, nichts Historisches. Der Jakobsweg folgt nun für einige Zeit dem rechten Flußufer in Bilbao, das ist selbst mit dem Fahrrad eine Zumutung. Viel Verkehr und hässlich. Am Ende wartet dann eine Schwebefähre auf den erschöpften Pilger, die Überfahrt ist sehr sanft und kurz.

Camino del norte mtb bilbao ferry jakobsweg mountainbike

Bilbao Schwebefähre

Nochmals über einen nur noch 100m hohen Hügel und runter nach Muskiz ins Hotel. Pünktlich um 15:00 Uhr nach den versprochenen nur 1100Hm und 60 Km kommen wir an. Das Hotel Palacio Muñatones in Muskitz erwartet uns. Es ist wirklich erstklassig renoviert, einziges Manko: Man blickt auf eine große Raffinerie.

Die Eigentümer empfehlen uns ein Restaurant 2 Km entfernt am Strand. Dorthin laufen wir am Abend zum Essen. Blöd nur dass alles bis auf das Bar Restaurante Itxaspe geschlossen ist. Ein lustloser Kellner empfängt uns gestresst in einem leeren Speiseraum auf Plastikstühlen. Er kann nur spanisch, Handyempfang zum Übersetzen der Speisekarte gibt es nicht. Er drängt uns zum Hühnchen mit Pommes. Das passt zum Tag, warum nicht. Der gemischte Salat wurde wohl schon vormittags vorbereitet, die Pommes sind latschig, und das Huhn ist völlig umsonst gestorben, oder auch nicht, man findet es unter der Panade gar nicht. Der Raum füllt sich langsam mit Pilgern der nahen Gite und allen geht es ähnlich, das Essen ist echt mies.

Tag 4  Muskiz – Noja

Morgens geht es nochmals an den Strand, vorbei an der kulinarischen Senke Bar Restaurante Itxaspe, brrr….. Dann müssen wir zunächst eine lange Treppe nach oben schieben, bevor es sehr hübsch direkt am Atlantik weitergeht.

Camino del norte mtb stairs jakobsweg mountainbike

Schiebestrecke zum Auftakt

Camino del norte mtb atlantic jakobsweg mountainbike

Locker und flach am Atlantik

Hier wurde früher Eisenerz direkt aus den Küstenfelsen abgebaut, und gleich auf die Schiffe verladen. Der alte Minenweg zieht sich nun völlig flach am Atlantik entlang.

Bis Castro Urdiales folgt der Jakobsweg nun der Küstenstraße. Wegen der in der Nähe verlaufenden Autobahn ist hier zum Glück fast kein Verkehr.

Camino del norte mtb castro Urdiales jakobsweg mountainbike

Castro Urdiales Strand

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Castro Urdiales Hafen

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Castro Urdiales Altstadt

Castro Urdiales ist ein recht hübsches Strandbad mit einem netten Hafen. Einkaufen, Kalorien laden und weiter an der Küste. Ein paar nette Trails  haben die Wegbauer diesmal auch noch eingestreut, und immer wieder tolle Ausblicke auf die Küste. Wenn die Sonne durchkommt schimmert das Wasser türkisfarben. Lange leere Strände, sauberes Wasser, sehr hübsch.

Camino del norte mtb beach jakobsweg mountainbike

Lange, leere Strände, türkisfarbenes Wasser

Laredo, die nächste Stadt verfügt über einen riesigen Sandstrand mit eigenen Dünen direkt vor der Haustür. Die Häuser sind bis direkt an die Promenade gebaut, allerdings stehen viele Wohnungen zum Verkauf, das Stadtbild ist ein wenig trostlos. Wenigstens rollt es sich auf der Promenade sehr locker bis ans Ende der Landzunge von wo es mit einer kleinen Personenfähre hinüber nach  Santoña geht.

Camino del norte mtb laredo jakobsweg mountainbike

Denkmal für die arbeitende Bevölkerung

Nach Noja in die Unterkunft ist es nun nicht mehr weit. Der Weg würde eigentlich noch ein wenig direkt am Strand entlang führen, ist aber völlig mit Gestrüpp zugewachsen, also doch wieder auf der Straße ins Ziel.

Noja ist ein Retortendorf, das sich über eine große Fläche ausbreitet. Tausende Häuser, Ferien/Eigentumswohnungen und alles leer. Alle Rollläden sind herunter gelassen, alles tot. Entsprechend schwer ist es ein Restaurant für das Abendessen zu finden. Tripadvisor zeigt viele gute Restaurants an, aber alles ist geschlossen. Schließlich finden wir doch noch, kurz bevor wir aufgeben ein Restaurant das zum Ausgleich dafür sehr gute Burger serviert.  60 Km, 1500 Hm.

Tag 5 Noja – Cóbreces

Der Morgen empfängt uns mit schwerem Landregen, die Motivation erreicht ungeahnte Höhen. Ein Bild sagt mehr als tausend Worte:

Camino del norte mtb rain ride jakobsweg mountainbike

Regenfahrt

Der Camino del Norte zieht sich vor Santander eigentlich sehr schön einen Strandweg entlang. Wegen des Wetters verzichten wir auf das Vergnügen. Auf der Fähre nach Santander treffen wir eine Mountainbikerin die sich das nicht entgehen lassen wollte -> Ross und Reiter sind total verschlammt. Es regnet so stark, dass mein eigentlich wasserdichtes Handy ein paar mal neu bootet und ich es vom Lenker in die Jackentasche stecken muss.

Hinter Santander, das nicht besonders sehenswert ist, lässt wenigstens der Regen nach, und wir fahren meist über kleine Landsträßchen nach Cóbreces. Das gebuchte Zimmer ist eigentlich eher eine Ferienwohnung zum Schnäppchenpreis. Genug Platz um alles zu waschen und zu trocknen. Vor dem einzigen Restaurant im Ort spielen die Eingeborenen hier eine Art Freiluft Kegelturnier mit Holzkugeln auf einem Sandplatz. 72Km 1200Hm.

 Tag 6 Cóbreces – Ovio

 Endlich wieder Sonne, strahlend blauer Himmel. Gleich gegenüber liegt das Monasterio de Cóbreces in der Morgensonne.

Camino del norte mtb Monasterio de Cobreces jakobsweg mountainbike

Monasterio de Cóbreces

Wir folgen möglichst viel dem original Jakobsweg und werden belohnt, endlich finden sich auch mal natürlich gewachsene alte Dörfer und Städtchen am Weg, nicht immer nur die neu gebauten leeren Retortendörfer.

Camino del norte mtb villa jakobsweg mountainbike

Historisches

Camino del norte mtb bicycle jakobsweg mountainbike

Küste

Camino del norte mtb San Vicente de la Barquera jakobsweg mountainbike

Natürliches

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Traumstrand

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Getreidesilo als Gartenhaus

Nach 80Km und 1550Hm kommen wir in unserem Hotel in Ovio an. Ein 2Km Spaziergang bringt uns Abends nach Nueva zum Abendessen in einer urigen Dorfkneipe. Wegen der Nähe zum Meer entscheide ich mich für Tintenfisch. Leider ist der schon ein wenig überlagert und schmeckt nach Ammoniak. Eine  Fischvergiftung wird es glücklicherweise nicht, aber Calamari kann ich seitdem nicht mehr sehen.

Tag 7 Ovio – Gijón

Wieder steht eine lange Etappe an (84Km), für den Nachmittag ist Regen angesagt. Wir schieben zur Sicherheit gleich mal auf der Straße an und schaffen es gerade so bis Villaviciosa als es zu tropfen anfängt. In den Bergen gehen schwere Gewitter nieder. Zur Sicherheit bleiben wir auf der Nationalstraße, die weiter nördlich verläuft, und schaffen es gerade so nicht nass zu werden bis Gijón. 84Km 2100Hm

Tag 8 Gijón, Ruhetag

Gijón ist leider nicht so besonders sehenswert. Wie in allen Städten entlang der Küste wurden die meisten historischen Gebäude durch hässliche Neubauten ersetzt. Nur ein kleines Viertel am Hafen hat sich dem Neubauwahn widersetzt.

Camino del norte mtb Gijon jakobsweg mountainbike

Gijón

Ein Glück dass wir heute nicht fahren müssen, es bläst ein starker Wind aus der falschen Richtung. Wir haben die letzten Tage die Gleise einer Schmalspurbahn entdeckt, die die Küste entlang fährt. Am Bahnhof gibt es leider keinen Fahrplan zum Mitnehmen, aber wir können wenigstens einen abfotografieren.

Tag 9 Gijón – Cadavedo

Wir beschließen heute Nachmittag ein wenig mit der Feve Schmalspurbahn anzuschieben, und dafür lieber möglichst viel original Camino ohne Streß zu fahren. Hinter Gijón gibt es zunächst viel Industrie und Stahlwerke, später wird gibt es dann mehr Natur und ein paar Trails hinunter nach El Castillo. Hier hat es die bisher einzige Burg am Camino del Norte.

Camino del norte mtb el castillo jakobsweg mountainbike

El Castillo

Der Plan für heute lautet ca 60Km bis La Magdalena auf dem Camino zu biken, und dann die letzten 25Km mit der Bahn anzuschieben um ein wenig Kondition für die nächsten Tage zu sparen. Gegen 15.00 Uhr sind wir an der Bahnstation. Kurz nach 4 sollte eigentlich ein Zug kommen, aber nach 25 Minuten warten ist immer noch nichts in Sicht. Laut der Feve Smartphoneapp kommt gerade heute?? aber kein Zug. So ein Mist, da will man schon mal schummeln! Also doch weiter, diesmal auf der Straße, da wir ja nun schon 1,5 Stunden später dran sind als geplant. Dafür zieht nun aber das Wetter auf, Rückenwind, blauer Himmel, perfektes Streetbiken. Um 18:30 Uhr sind wir endlich da, nochmal 2100Hm und 86Km. Unser Wirt in Cadavedo ist echt knuffig, und serviert uns ein leckeres Menu. Die Rotweinflasche wird komplett geleert.

Tag 9 Cadavedo – Ribadeo

Der letzte Tag an der Küste auf dem Camino del Norte. Wir erkundigen uns beim Wirt über die Feve Bahn. Die Einheimischen nehmen sie nicht da sie unpünktlich und langsam ist. Dafür nimmt sie Fahrräder mit. Nachdem es gestern nicht geklappt hat wollen wir es heute wissen. An der Bahnstation stehen noch 3 Spanier die den Jakobsweg auf der Straße radeln, und heute auch ein wenig schummeln wollen. Mit 45 Minuten Verspätung kommt der Zug dann doch. Bei Sonnenschein steigen wir ein, 2 Stunden später steigen wir bei Nieselregen in Navia aus um den Rest des Tages auf dem Jakobsweg zu fahren. Die Spanier sind schlau und bleiben gleich sitzen und fahren durch bis zum Ziel nach Ribadeo. Wir ziehen die Regenkleidung an. Gegen Mittag wird es besser und wir suchen uns für die Mittagspause ein hübsches Plätzchen.

Camino del norte mtb coast jakobsweg mountainbike

Mittagspause

 Kaum ist alles ausgepackt fängt es wieder kräftig an zu regnen. Wir verziehen uns in ein Bushäuschen und essen dort.

Camino del norte mtb coast jakobsweg mountainbike

Küste

Camino del norte mtb Ribadeo jakobsweg mountainbike

Letzter Blick auf den Atlantik

Nach diesmal nur 35Km und 600Hm (so wenig waren es bisher noch nie 🙂 ) kommen wir in Ribadeo an. Das Hotel ist sehr hübsch, das Städtchen ganz nett.

Tag 9 Ribadeo – Vilalba

Jetzt verlässt der Camino die Küste und zieht nach Südwesten ins Landesinnere. Der Morgen begrüßt uns sonnig und freundlich nachdem es die ganze Nacht durch geregnet hat.

Camino del norte mtb ribadeo jakobsweg mountainbike

An einem Fjord ins Landesinnere

Heute steht mal wieder eine harte Etappe auf dem Programm. Kaum verlassen wir Ribadeo wird es dunkel am Horizont, und die Autos kommen uns mit Scheinwerfern entgegen. Regenklamotten an.

Camino del norte mtb Porto de Abaixo jakobsweg mountainbike

Norwegen?

Sonne, Regenklamotten aus. Regen.

Camino del norte mtb jakobsweg mountainbike

Der nächste Schauer droht

Es geht durchs Vorgebirge auf 500 Meter Höhe, wieder runter und nochmal hoch. Immer wieder Regen, meist nur ein paar Minuten, dafür heftig. Meist finden wir einen Baum oder ein Bushäuschen.

Gegen 16.00 Uhr sind wir endlich auf der letzten Hochebene angekommen. Wieder fängt es an zu schütten und wir retten uns erneut in ein Bushäuschen. 2 Spanier auf Mountainbikes stoßen zu uns und ziehen sich ihre Regenpellen über. Noch 25Km auf einer kerzengeraden Straße bei Gegenwind und Regen: Völlig eklig, das braucht man echt nicht!  80Km 2100Hm. Abends treffen wir die beiden Spanier im Hotel wieder: Wie auch uns tun auch ihnen inzwischen die Hintern weh 🙂

Tag 10 Vilalba – A Pena

Dichter Nebel, morgens um 8:30 Uhr sind noch alle Geschäfte und die Bäcker zu. Der Nebel ist so dicht dass wir mit Regenkleidung fahren müssen.

Die ersten 20Km schieben wir noch auf der Straße an, dann gehts endlich wieder ins Gelände. Nach einiger Zeit brennt die Sonne den Nebel weg, es gibt Trails und kleine natürliche Dörfer mit nur wenig Neubauten.

Camino del norte mtb trails jakobsweg mountainbike

Singletrail

Camino del norte mtb break jakobsweg mountainbike

Pause

Camino del norte mtb trails jakobsweg mountainbike

Hochebene

Die Etappe ist endlich wieder mal richtig hübsch und abwechslungsreich zu fahren. 80Km 1400Hm

Tag 11 Das Finale : A Pena – Santiago de Compostela

Unsere Unterkunft liegt schon am Camino Frances, der Camino de la Norte und der Camino Frances vereinigen sich in Arzúa. Mit einem Gartenschlauch können wir morgens die verschlammten Bikes noch einigermaßen waschen, und nach 300m Fahrt treffen wir auf den Camino Frances. Hier ist gleich ordentlich Pilgerverkehr. Die Sonne scheint, und alle sind gut gelaunt und freundlich. Wir müssen langsam fahren dass die Fußpilger nicht erschrecken. Hinter Arzúa wird es dann immer voller und voller. Die Locals haben sich hier auf die Massen eingestellt, und überall gibt es Cafes die voller Pilger sind. Irgendwann wird es zu voll zum Biken, und die Menschen bewegen sich wie eine große Herde zu hunderten auf Santiago zu. Wir weichen auf die Straße aus. Tja und irgendwann sind wir dann da, am letzten Hügel vor der Stadt, dem Monte do Gozo:

Camino del norte mtb Monte do Gozo jakobsweg mountainbike

Monte do Gozo, der letzte Hügel vor Santiago

Ein Wald verdeckt den Blick auf die Stadt, außerdem fängt es an zu regnen, wieder mal. Eine lange Schlange Pilger wälzt sich in die Stadt und verstopft die Gassen. Santiago hat einen historischen sehr hübschen Stadtkern. Es hat so viele Kirchen, dass wir die Richtige kaum finden und uns durchfragen müssen.

Camino del norte mtb arrival jakobsweg mountainbike

Ankunft

Auf dem Platz vor der Kathedrale treffen nun ständig neue Pilger und Radler ein. Manche halten Transparente hoch wie viele Kilometer sie gelaufen sind. Ein großes Happening ist das hier, und jeder hat eine einzigartige Geschichte zu erzählen. 44 Km 900 Hm.

Wir checken im Hotel ein, und geben danach die Bikes an einem Radladen ab, der sie für den Rückflug morgen verpackt.

Santiago de Compostela night jakobsweg mountainbike

Santiago de Compostela bei Nacht

Santiago de Compostela night cathedral jakobsweg mountainbike

Die Kathedrale bei Nacht

Santiago de Compostela night jakobsweg mountainbike

Nachtleben

Universidad de Santiago de Compostela night jakobsweg mountainbike

Universität von Santiago

Santiago de Compostela night cathedral jakobsweg mountainbike

Die Kathedrale bei Nacht

In die Kathedrale gehen wir natürlich auch noch, wenn wir schon mal da sind. Es ist alles optimiert hier, die Beichtstühle haben Lämpchen oben die anzeigen ob sie frei sind. Die ewigen Lichter sind keine Kerzen mehr, sondern flackernde LED’s die zeitgesteuert wieder ausgehen, und überall kann man für irgendwas spenden. Nun ja.

Heimreise

Nach einem langen Frühstück gehen wir zum Bikeladen. Dort wurden die Litevilles in Bikekartons verpackt, und ein großes Taxi bringt uns zum Flughafen. Dort gibt es übrigens auch eine Bike Packstation an der man Kartons kaufen kann und alles selbst verpackt. Beim Abflug regnet es mal wieder kräftig. In Zürich kommen unsere Kartons halbwegs ganz aus dem Flieger, andere haben nicht so viel Glück, deren Kartons sind aufgeweicht, sind aufgegangen und haben Teile verloren. Mit jeweils einem Bikekarton auf einem Gepäckwagen gehts durch den Flughafen zum Bahnhof, dort umsteigen in einen ICE der Deutschen Bahn. Der kommt nicht (wen wunderts ?) und mit einem Ersatzzug ohne Klimaanlage gehts nach Basel, dort nochmal umsteigen und nach Hause. Geschafft!

 

Wie war er nun der Camino del Norte? Wie man an den Bildern sieht, stellenweise wirklich sehr schön. Allerdings fällt er im Vergleich zu den Jakobswegen in der Schweiz oder in Frankreich doch sehr stark ab. Am meisten vermisst haben wir die tollen Städte und Dörfer der Schweiz und Frankreichs mit den alten Gebäuden, Festungsmauern, die Klöster, Schlösser und Burgen. Die meisten Städte und Dörfer in Nordspanien bestehen aus Neubauten, die Dörfer sind oft Geisterdörfer die nur im Sommer 4 Wochen bewohnt sind. Ausgeschildert ist der Weg sehr gut, und es gibt eine gute Infrastruktur. Außerdem ist die Feve Küstenbahn nett, mit der man fahren kann wenn man mal einen schwachen Tag hat. Pilger hat es auch, aber richtig viele sind es nicht. Hinter Gijon wird es noch einsamer, einige biegen wohl auf den Camino Primitivo ab.

Das Video zur Tour:

Hilfreiche Links:

Camino del Norte, de la Costa, Küstenweg Outdoor/Wanderkarte und Gps Track

Kostenlose Stadtpläne

 

2 Comments

  1. Reply
    ElGato June 27, 2017

    Hey, tolle Seiten. Vielen Dank für die Anregungen. Ich fahre ab dem 15. Juli 2017 weiter von Lyon nach santiago, und will grundsätzlich der gleichen Route folgen wie Ihr. Vom Kölner Dom nach Lyon habe ich in den Osterferien schon gemacht.
    Allerdings werde ich nicht so puristisch wie Ihr unterwegs sein und die wanderstrecke konsequent fahren. Da ich von Lyon nach santiago nur gute 3 Wochen Zeit habe wäre das auch gar nicht drin. Allerdings fahre ich mit einem reiserad und ca. 18 kg Gepäck incl. Zelt und Schlafsack, plus Wasser. Mein Konzept ist also etwas anders als Eures…
    Werde mir nachher die Videos nochmal zu Gemüte führen, aber eine tolle Tour.
    Ich versuche so viel wie möglich von unterwegs zu bloggen und mit der ganzen Aktion gelt für einen guten Zweck zu sammeln. Schaut doch mal rein!

    • Reply
      administrator June 27, 2017

      Hallo Felix,

      schönes Projekt! Wir haben unterwegs Tourenradler gefunden die in 6 Wochen von Augsburg bis Santiago gefahren sind, das geht also.
      Man verpasst halt einiges, aber so ist das halt.
      Soll es den Camino Frances oder der del Norte werden?

      Wir sind seit diesem Jahr auf der Via Francigena von Calais nach Rom unterwegs.
      Das erste Video ist fertig:

      https://www.youtube.com/watch?v=UY1m4h98RuQ

      Viel Spaß, Gruss Marcus

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